Smart Meter, der intelligente Stromzähler

 Wilhelmine Wulff  / pixelio.de

Wilhelmine Wulff / pixelio.de

Im Januar 2014 habe ich bereits über den Willen der großen Koalition berichtet den Bürger zum Einbau von sog. intelligenten Stromzählern zu verpflichten. Die Regierung ist weiterhin wild entschlossen dies durchzusetzen, auch wenn sich die Problempunkte häufen.

Sinnhaftigkeit

Wo man hinschaut gibt es vor allem ein Argument: Die Waschmaschine, die mit billigem Strom bei Nacht läuft.

In Zukunft soll Strom vor allem mit erneuerbaren Energien hergestellt werden. Dabei werden die Strommengen stark schwanken. Hier sollen intelligente Stromzähler helfen, indem mit ihrer Hilfe der Bedarf der Produktion angepasst werden soll.

Es geht weiter darum, dass Strom dann genutzt werden soll, wenn er billig ist. Durch den intelligenten Zähler soll jeder von schwankenden Preisen an der Strombörse profitieren können. Dieser ist z.B. dann niedrig, wenn Wind- und Solaranlagen viel produzieren, da dann ein hohes Angebot besteht. Die Industrie nutzt dies heute schon, um gezielt zu kaufen.

Mit Hilfe des intelligenten Zählers soll dies jeder Verbraucher ebenfalls können. Denn der neue Zähler soll den Verbrauch im Minutentakt erfassen und in denselben Intervallen feststellen wieviel Strom im Netz verfügbar ist. Der Bürger könnte dann Strom günstig einkaufen, so er denn über einen eigenen Speicher verfügt. Und er könnte ihn bei steigenden Preisen auch wieder ins Netz abgeben und Geld damit verdienen.

Okay, habe ich mir doch gleich gedacht, dass es mit einem simplen Zähler nicht getan ist. Denn ich kann ja nicht ständig auf Abruf bereit stehen, um einen Stromverbraucher anzuwerfen, wenn der Strom gerade günstig ist. Entweder muss ich dies im Voraus wissen oder ich muss einen Speicher haben.

Womit wir wieder bei der Waschmaschine wären. Die soll dann also nachts laufen. Ich muss sie füllen bevor ich das Bett aufsuche und ich muss sie schnell morgens leeren, bevor ich zur Arbeit gehe. Wann lasse ich dann den Trockner laufen? Oder stehe ich doch besser bei Nacht auf, um umzuschichten?

Mit einer auskömmlichen Nachtruhe ist es so oder so vorbei. Und wenn ich Pech habe haut der Schleudergang nicht nur mich, sondern auch die Nachbarn aus dem Bett.

Besser also ich baue noch einen Schallschutz um die Waschmaschine.

Und bei allen anderen Geräten, die mir so einfallen, Herd, Backofen, Fernseher, Radio, PC macht es wenig Sinn, dass diese laufen, wenn ich schlafe. Oder soll ich z.B. das Essen schon mal vorbereiten und an den Herd sprinten, wenn der Stromzähler mir sagt, koche jetzt, der Strom ist gerade günstig? Auch Kühlschrank oder Gefriertruhe benötigen ständig Strom. Und beim Duschen sollte man vielleicht besser nicht allzu lange warten. Okay, das Elektroauto könnte man nachts aufladen.

Ganz klar, es wird mit Kosten von 100 EURO, neuerdings spricht das Wirtschaftsministerium von bis zu 60 EURO, für den Privathaushalt nicht getan sein, denn Sinn macht es nur, wenn man Strom speichern kann. Also ein Revival der Nachtstromspeicherheizung?

Aber selbst nach Berechnungen des Ministeriums spart der Durchschnittshaushalt nur 15 EURO im Jahr.

Probleme

Ein Punkt, der bisher, soweit ich sehe, noch nicht wirklich diskutiert wird, ist das Verhalten der Menschen hinter dem Zähler. Die sollen ja Strom abnehmen, wenn viel produziert wird, mithin wenn er günstig ist. Nun können die meisten Menschen eben nicht vor dem Zähler hocken und warten, bis gerade Strom günstig zu bekommen ist.

Sie müssen also Vorkehrungen treffen, dass dies in ihrer Abwesenheit funktioniert. Sie werden deshalb den Zähler oder angeschlossene Geräte (Speicher!) so einstellen, dass Strom abgenommen wird, wenn er günstig ist. Geht am einfachsten dadurch, dass man sagt, dass Gerät soll anspringen, wenn ein gewisser Preis erreicht oder unterschritten wird.

Die Krux ist nur, dass das nicht einer oder zehn tun werden, sondern vielleicht Millionen, die auf günstigen Strom setzen. Denn wozu hat man den Zähler sich eingebaut? Schließlich will man wenigstens die oben genannten 15 EURO im Jahr sparen.

Und was passiert dann? Dann springen Millionen von Geräten an, die sofort Strom ziehen. Grund genug für das Netz zusammenzubrechen. Es gibt Forscher, die uns sagen, dass das Stromnetz so unkalkulierbar werden wird, wie die Finanzmärkte. Dieses hier beschriebene Lemming-Prinzip ist dort ja sattsam bekannt.

Auf die Probleme mit dem Datenschutz hatte ich bereits in meinem eingangs zitierten Artikel aufmerksam gemacht. Beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik will man jedenfalls schon mal 30 Stellen deshalb neu schaffen.

Und noch ein Punkt:

In den letzten Jahren wurden schätzungsweise bis zu 500.000 intelligente Zähler bereits eingebaut, so der Bundesverband Neue Energiewirtschaft. Viele dieser Geräte erfüllen jedoch nach Aussagen der Bundesnetzagentur nicht die Anforderungen, die die Bundesregierung jetzt stellt. Sie können teilweise nicht mit jedem Stromversorger kommunizieren. Dies wird auch zukünftig ein Problem sein, wenn neue Firmen gegründet werden und Zugang zu jedem Zähler erhalten müssen.

Aber noch nicht mal die Bundesnetzagentur weiß heute, wie viele dieser Zähler bereits existieren. Die meisten wurden im Rahmen sog. Pilotprojekte installiert. Es wird hier von bisherigen Kosten von ca. 50 Mio. EURO gesprochen, die auf alle Stromverbraucher umgelegt wurden.

Macht es wirklich Sinn wegen 15 EURO im Jahr wahrscheinlich Milliarden in diese neuen Zähler zu investieren? Wäre es nicht einfacher die Probleme mit der Verfügbarkeit der Neuen Energien mit Hilfe dieser Milliarden anderweit zu lösen?