Das Internet der Dinge, die neue Qualität der Überwachung (19.01.2014)

Den Begriff, des „Internets der Dinge“ haben sie vielleicht schon mal gehört, vielleicht auch nicht, aber sicher haben Sie schon gehört vom intelligenten Haus oder vom intelligenten Stromzähler. Das Internet der Dinge ist so eine Art Oberbegriff für dieses.

Der Begriff entstand im Rahmen von Forschungen am Massachusetts Institute of Technology (MIT) um die Jahrtausendwende. Führend dabei war Herr Kevin Ashton, der als Erster den Begriff „Internet der Dinge“ verwendet hat. Der Begriff bedeutet, dass einzelne Dinge wie z.B. Kühlschränke oder Waschmaschinen mittels eines Chips in die Lage versetzt werden Informationen weiterzuleiten und untereinander auszutauschen. Waren und Geräte erhalten eine eigene Identität in Form eines Codes und können Aktionen ausführen.

Einige Beispiele:

Der intelligente Stromzähler (auch Smart Meter genannt)

Im Koalitionsvertrag der neuen Regierung haben CDU/CSU und SPD vereinbart im Jahre 2014 mit demEinbau von intelligenten Zählern zur Ermöglichung von intelligentem Last- und Erzeugungsmanagement“ zu beginnen. Sinn ist es u.a. Elektrogeräte aus der Ferne zu steuern, damit z.B. die Waschmaschine in verbrauchsarmen Zeiten wäscht, z.B. in der Nacht. Dass dies beim Schleudergang möglicherweise alle Hausbewohner aus dem Schlaf haut, hat man wohl nicht bedacht.

Und es klingt sehr harmlos. Aber was bedeutet z.B. Lastmanagement? Dies ermöglicht den Energieversorgern Ihnen im Keller die Wärmepumpe für die Heizung abzustellen, wenn dies erforderlich ist, um einen Blackout zu verhindern.

Eine Arbeitsgruppe aus Vertretern des Wirtschaftsministeriums und der Industrie werkelt bereits an den Feinheiten. Beteiligt sind u.a. Vertreter von Brunata Wärmemessung, E.on oder der Consultingfirma Ernst & Young.

So soll jeder Haushalt acht Euro im Jahr bezahlen, selbst wenn er noch einen alten Stromzähler hat. Für Neubauten und bei Modernisierungen hingegen ist der Einbau eines intelligenten Stromzählers vorgeschrieben. Je nach Stromverbrauch werden dafür dann bis zu 72 Euro im Jahr fällig.

Und dann der Schutz der Privatsphäre. Ich spreche bewusst nicht von Datenschutz, da dies m.E. das Problem verharmlosen würde. Über den intelligenten Stromzähler kann das Versorgungsunternehmen feststellen welches Gerät im Haushalt gerade angeschaltet ist. Die Fachhochschule Münster hat festgestellt, dass dieser Zähler sogar Hinweise darauf geben kann, welches Programm im Fernseher läuft.

Und jetzt noch der Clou des Ganzen: Das ursprüngliche Versprechen, dass mit diesem intelligenten Stromzähler Kosten gespart werden, hat sich in Rauch aufgelöst. In einer Studie für die vorgenannte Arbeitsgruppe heißt es „Selbst bei sehr optimistischen Annahmen kann die Mehrheit der Endverbraucher die für sie einhergehenden Kosten nicht durch Stromeinsparungen kompensieren.“

Thermostate und Rauchmelder

Sie haben evtl. in den letzten Tagen gelesen oder gehört, dass Google für 3,2 Milliarden Dollar eine Firma kaufte, die Rauchmelder und Thermostate herstellt. Google wird dies kaum getan haben, wie viele meinten, um den Firmengründer zu bekommen, weil dieser früher bei Apple für das Design des iPod und des ersten iPhone mitverantwortlich war. Dies ist allenfalls ein netter Nebeneffekt.

Nein, Google geht es um die Daten aus den Haushalten.

Die Thermostate dieser Firma erfassen z.B., wann der Nutzer die Temperatur hochregelt, wann herunter. Dank weiterer Sensoren für Temperatur, Aktivität, Luftfeuchtigkeit und Helligkeit kann der Thermostat sogar erraten, wann jemand zu Hause ist, in welchem Raum sich gerade jemand aufhält. Kurz gesagt, der Thermostat soll alles wissen, was für die Temperaturregelung evtl. von Nutzen sein könnte. Gesteuert werden kann er über ein Smartphone.

Der Firmenchef sagte Anfang Dezember 2013 „Wir sehen, wenn Leuten ihr Toast verbrennt oder Kohlenstoffmonoxid austritt“. Behörden könnten unter Umständen Zugang zu den Informationen bekommen, aber nur in Einzelfällen: „Wenn jemand an Daten aus einem Haushalt heranwill, muss er zu mir oder meinem Mitgründer kommen und das gut begründen.“ Dass dies ohne weiteres geht wissen wir ja vom Skandal um die NSA, der ein Geheimgericht in den USA nahezu alles ermöglicht. Da wird es kein Problem sein diese Daten zu erhalten.

Kühlschrank und Spam-Mails

Absurd? Nein, bereits geschehen. Cyberkriminelle sind in diesem Bereich bereits aktiv.

Zwischen dem 23.12.2013 und dem 06.01.2014 waren an einer Welle von 750.000 Spam-Mails ca. 100.000 Heimnetz-Router, Multimediaplayer, intelligente Fernseher und eben auch ein intelligenter Kühlschrank beteiligt. Haushaltsgeräte stellten ca. ein Viertel der für die Aktion manipulierten Geräte.

Diese Geräte haben anders als ein Computer kein Antiviren-Programm und keine Firewall. Und keiner bekommt etwas davon mit, wenn die Geräte gekapert sind, denn beim Fernseher wird das Bild nicht schlechter, der Kühlschrank wird nicht warm werden und die Waschmaschine ihre Waschvorgang nicht unterbrechen, wenn im Hintergrund ein paar E-Mails verschickt oder Daten übermittelt werden.

Fazit

Immer mehr Geräte werden mit dem Internet verbunden. Schätzungen gehen dahin, dass dies bis zum Jahre 2020 mindestens 50 Milliarden Geräte sein werden.

Aber man muss fragen, ob dies notwendig ist. Wozu brauchen wir einen intelligenten Stromzähler, wenn dieser keinen Nutzen für den Verbraucher hat? Damit andere unsere Daten erhalten? Wozu soll dies gut sein? Weshalb soll ich für einen intelligenten Stromzähler bezahlen, wenn ich gar keinen habe?

Weshalb soll mein Rauchmelder oder mein Thermostat Daten an den Hersteller schicken? Dies nutzt mir nichts.

Weshalb soll mein Kühlschrank mit dem Internet verbunden sein? Damit dieser automatisch irgendwo Milch bestellt, wenn diese alle ist? Vielleicht brauche ich ja gar keine.

Die Heizung von unterwegs einschalten? Dies kann ich noch verstehen. Aber bedenken sie, dass dann auch andere auf die Heizung zugreifen können. Ich höre von einem Hausverwalter, dass er bei sich einen Bildschirm haben will, auf dem Störungen an den Heizungen aller von ihm verwalteten Objekte angezeigt werden sollen. Dass dies auch den umgekehrten Weg für Dritte außerhalb der Objekte ermöglicht, um Störungen erst hervorzurufen, ist ihm nicht bewusst.

Ich will nicht dazu aufrufen, dies alles zu verhindern. Die Entwicklung würde darüber hinweggehen. Aber es muss sich jeder bewusst werden, was er sich damit ins Haus holt und mal überlegen, ob er dann nicht die Datenleitung physisch kappt. Wobei dies so einfach wahrscheinlich auch nicht sein wird, weil die Daten oft über einen Funkchip übertragen werden. Aber auch diesen kann man entfernen.

Schwieriger wird dies beim intelligenten Stromzähler. Hier muss politisch verhindert werden, dass dieser jedem vorgeschrieben wird. Wer ihn haben will und die damit verbundenen Risiken in Kauf nimmt, soll ihn nehmen. Aber der Bürger muss die Freiheit haben ihn zu verweigern.