Greenpeace, egoman und respektlos (14.12.2014)

– Greenpeace verschandelt die Nazca-Linien, ein Weltkulturerbe
– Greenpeace glaubt, dass es mit einer Entschuldigung erledigt ist
– Die peruanische Regierung erwägt Strafmaßnahmen

Was sind die Nazca-Linien?

Es handelt sich um riesige Scharrbilder (Geoglyphen) in einer Wüstenebene bei der Stadt Nazca in Peru. Auf einer Fläche von ca. 500 km² findet man schnurgerade, bis zu 20 km lange Linien, Dreiecke und trapezförmige Flächen. Weiter Figuren mit einer Größe von zehn bis mehreren hundert Metern, z. B. Abbilder von Menschen, Affen, Vögeln und Walen. Oft sind die Linien nur wenige Zentimeter tief. Nicht richtig ist jedoch, dass sie nur aus der Luft zu erkennen seien. Dies geht vielmehr auch von einzelnen Punkten in der Region selbst.

1994 erklärte die UNESCO sie zum Weltkulturerbe.

Nach den 10-jährigen Forschungen eines Teams von deutsche, schweizerischen und peruanischen Wissenschaftlern, die 2007 veröffentlicht wurden, handelt es sich um Prozessionswege für rituelle Veranstaltungen. Es waren viele verschieden Disziplinen vertreten, so z.B. Geographie, Geophysik, Anthropologie, Geomatik, Geomorphologie, Archäochronometrie, Paläogenetik, Isotopie, Paläobotanik, Archäometallurgie und Montanarchäologie.

An den Eckpunkten der Zeichnungen wurden Altäre und Opfergaben für den Katzengott gefunden. So gab es bei den Altären Reste von Meeresfrüchten, insbesondere die Spondylus-Muschel. Diese gibt es vor allem vor Ecuador, wird aber nach Süden gespült, wenn das „El Nino“ stark ist.

Die Nazca-Linien sind sehr fester Boden, anders als der Sand drumherum. Dies zeigt wohl, dass auf den Linien viele Menschen entlang gingen. Da die Linien nicht als Verbindungswege nützlich sind, schließen die Wissenschaftler, dass sie zeremoniell genutzt wurden. Es ging demnach vor allem um das fehlende Wasser und die zunehmende Verwüstung.

Die meisten Linien und Trapeze zeigen in Richtung der hohen Andenberge. Von dort erwartete man das Wasser. Um ca. 600 nach Christus war das Gebiet trotzdem so verwüstet, dass die Menschen es verließen. Als sie Jahrhunderte später zurückkamen, weil das Klima sich wieder änderte, hatten sie die alte Kultur vergessen.

Was tat Greenpeace?

Der Zugang zu den Linien ist streng reglementiert. Besucher dürfen die Gegend nur mit einer Genehmigung und mit Spezialschuhen betreten.

Laut den peruanischen Behörden waren bis zu 15 Greenpeace-Aktivisten mit Stiefeln und Turnschuhen unterwegs.

In einer Kolibrifigur brachten sie den Slogan „Time for Change! The Future is Renewable“ – zu Deutsch: „Zeit für Veränderungen! Die Zukunft ist erneuerbar“ – mittels riesigen, gelben Stoff-Buchstaben, an.

Greenpeace machte dies zunächst auf der eigenen Webseite öffentlich und fand dies ganz toll. Die Aktion richte sich an die Teilnehmer des gleichtzeitig stattfindenden Klimagipfels in Lima/Peru. Auch gebe es einen inhaltlichen Zusammenhang, da die Nazcakultur durch einen regionalen Klimawandel untergegangen sei. Ha, hatten die damals auch schon die Umwelt mit CO² belastet?

Nach der öffentlichen Reaktion glaubte Greenpeace sich mit einer Entschuldigung davon stehlen zu können. Man habe sich stets vom „Respekt der Völker der Welt und ihres kulturellen Erbes“ leiten lassen und sei „tief besorgt über jedes Ärgernis.“ Eine richtige Entschuldigung sieht anders aus.

Doch auch ein Treffen einer Greenpeace-Delegation mit Perus Vizekulturminister, Herrn Castillo, am Rande der Klimaverhandlungen in Lima brachte keine Versöhnung. Seine Regierung habe die Entschuldigung der Organisation „nicht angenommen“, weil die Umweltschützer ihrerseits nicht zu dem von ihnen verursachten Schaden stünden, erklärte Herr Castillo. Die Regierung forderte die Peruaner auf, bei der Suche nach den Verantwortlichen zu helfen, um sie „daran zu hindern, das Land zu verlassen“.

Herr Castillo forderte weiter die Staatsanwaltschaft auf, Anklage wegen des „Angriffs auf archäologische Denkmäler“ zu erheben – ein Straftatbestand, der mit bis zu sechs Jahren Haft geahndet werden kann.

Fazit

Greenpeace ist inzwischen wohl jedes Mittel recht, um Aufmerksamkeit zu erheischen, ein Phänomen, das man bei vielen NGOs beobachten kann.

Im konkreten Fall wird eine jahrtausendealte Kultur beschädigt. Die Stoffbuchstaben müssen ja irgendwie angebracht worden sein, im Wüstenboden gar keine so einfache Sache.

Dass Greenpeace hier Schäden in Kauf nimmt, zeigt die Egomanie und Hybris dieser Organisation. Sie verhält sich absolut respektlos gegenüber anderen, wenn sie glaubt, dass es den eigenen Zwecken dient.

Greenpeace verhält sich keinen Deut anders, als die von ihr bekämpften Lobbyorganisationen in früherer Zeit. Heute würden die sich solches nicht mehr trauen. Man stelle sich mal vor Energiekonzerne hätten ein Weltkulturerbe in derselben Weise verschandelt. Der Aufschrei würde noch im Weltall nachhallen.