Precobs, die Software, die Einbrüche vorhersagt (26.10.2014)

So die reißerische Aufmachung diverser Medienberichte und natürlich vieler Stellungnahmen in den sozialen Medien. Nein, es gibt keine Voraussage konkreter Einbrüche, es gibt nur mathematische Wahrscheinlichkeiten. Deshalb ist der Vergleich mit dem Film Minority Report purer Unsinn, zulässig ist lediglich der Vergleich mit der amerikanischen Fernsehserie Numbers.

Die Welt schreibt: „Es klingt wie im Film „Minority Report“: Die Polizei wird ein Programm einsetzen, das Einbrüche mit 85 Prozent Präzision vorhersieht. Doch die Bürger haben Angst vor dem totalen Überwachungsstaat ….“

Die Bild titelt: „Münchner Polizei kann bald Einbrüche vorhersagen…“

Um was geht es wirklich?

Nicht um Dinge wie im Film Minority Report. In diesem Film geht es um sog. Precogs (die Ähnlichkeit der Worte scheint verblüffend, ist aber dem Entwickler geschuldet, der Minority Report sah und die Ähnlichkeit für eine gute Idee hielt), die mittels Medikamenten in einen Zustand versetzt werden, in dem sie hellseherische Fähigkeiten haben. In diesem Zustand sehen sie Morde voraus mit Namen der Täter und Opfer sowie den Zeitpunkt der Tat.

Eine, mit Verlaub, alberne Vorstellung und wohl einer der schwächeren Filme von Herrn Spielberg.

Und was ist nun Precobs, um das es hier in Deutschland geht? Das ganze läuft unter dem Stichwort „vorhersagende Polizeiarbeit“.

Precobs ist eine Software, die mit Daten der Vergangenheit, d.h. wann hat es wo welche Art von Einbrüchen gegeben, eine Vorhersage trifft, wo mit großer Wahrscheinlichkeit Einbrüche in der Zukunft zu erwarten sind. Hier kann es natürlich nicht um ein konkretes Haus gehen, sondern es sind Quadrate von 250 mal 250 Meter.

Die Software wird seit diesem Monat in München eingesetzt. In Zürich, wo die Software bereits im Einsatz ist, soll die Zahl der Einbrüche um ca. 40 % gesunken sein. Natürlich müsste man prüfen, ob dies so der Fall ist oder ob eine Verlagerung stattgefunden hat. Wobei eine Verlagerung nicht so einfach ist. Einbrüche machen ja nur in Gegenden Sinn, in denen etwas zu holen ist. Es sollen jedoch 86 % der Prognosen zutreffend gewesen sein.

Und natürlich kommt sofort die Frage, ob das ethisch erlaubt sei und wie man es mit dem Datenschutz halte. Wer meinen Blog liest, dem ist klar, dass Datenschutz und Privatheit bei mir oberste Priorität haben.

Bei der Polizei werden zu jedem Einbruch der vergangenen fünf Jahre der genaue Ort und weitere Daten, wie Mehrfamilienhaus, Wohnung oder die Art des Einbruchs, wie hebeln oder einsteigen, gespeichert. Macht ja Sinn, wie soll man sonst den Tätern auf die Spur kommen? Wenn die Software meint eine Serie zu erkennen, gibt sie einen entsprechenden Hinweis. Auch dies macht Sinn.

Kommt die Software zu dem Ergebnis, dass aufgrund der vergangenen Tatmuster mit weiteren Einbrüchen in bestimmten Gegenden zu rechnen ist, wird die Polizei dort ihre Streifentätigkeit verstärken. Und sie wird dort Menschen überprüfen, vielleicht solche, die eine Tasche dabei haben, in der sich gut Einbruchswerkzeug transportieren lässt.

Putzig finde ich, wenn die Süddeutsche Zeitung in dem verlinkten Artikel schreibt, dass ein Aktivist namens Michael Monroy die neue Technik in einem Interview kritisiere. Abgesehen davon, dass ich mit dem Wort Aktivist ein Problem habe, da sich mir nicht erschließt was damit wirklich gemeint ist.

Nun ich begab mich zu diesem Interview und durfte feststellen, dass es sich bei Herrn Monroy, dem sog. Aktivisten, um einen wissenschaftlichen Mitarbeiter des Linke-Abgeordneten, Herrn Andrej Hunko handelt.

Da wird dann darüber gejammert, dass die Polizei nur bestimmte Personen anhalten werde, wie Menschen in verwahrloster Kleidung, Menschen anderer Hautfarbe, oder in Kapuzenpullovern.

Er jammert weiter, dass Individuen Ziel polizeilicher Maßnahmen auf Basis von Statistiken werden.

Definitive Aussage des Aktivisten: „Computergestützte Strafverfolgung verbietet sich, wenn sie Vorhersagen treffen will.“

Alles klar, die Polizei soll wie im letzten Jahrhundert ermitteln. Damit disqualifizieren sich der Aktivist und seine Partei für eine sinnvolle Diskussion, wie mit neuen Methoden auf neue Kriminalitätsvarianten reagiert werden kann. Und wie hierbei die Persönlichkeitsrechte der Menschen geschützt werden.

Natürlich wird hierbei viel Schindluder getrieben, aber die Polizei insgesamt unter Verdacht zu stellen, ist absurd. Es müssen vielmehr konkrete Vorgaben gemacht werden, was erlaubt ist und was nicht.

Und Precobs ist in seinem bisherigen Umfang sicher kein Problem. Wenn Erweiterungen vorgenommen werden, muss dies dann jeweils geprüft werden.

Und da sind wir dann wieder bei Numbers, wo es um die Vorhersage von Verbrechen mit Hilfe moderner angewandter Mathematik, Physik und Informatik wie z. B. der Numerik, Spieltheorie, Fluiddynamik, maschinellem Lernen und Data-Mining anhand der Beweismittel und vorhergegangenen Handlungen geht. Diese Serie wurde übrigens von CBS im Jahre 2009 eingestellt. In Deutschland laufen Folgen noch auf Kabel1. War wohl zu kompliziert, um der große Renner zu werden.

Und genauso sind die einfachen Losungen des oben genannten Aktivisten einfacher zu verstehen, als die Software der Polizei.

Aber gerade deshalb dürfen wir unsere Freiheit weder von der Software der Polizei noch von einem Aktivisten beschneiden lassen, sondern müssen im Einzelfall genau hinsehen, was zulässig ist und was nicht.