Nichtregierungsorganisationen – Grenzen der guten Sache (06.07.2014)

Nichtregierungsorganisationen (NGOs) sind immer im Dienst der guten Sache. Sie kämpfen für die Menschen, gegen böse Konzerne, ebensolche Staaten oder internationale Organisationen. Sie tun dies, so schreiben es die Medien, transparent, integer und ohne Ansehen der Person. Und trotzdem werden sie in letzter Zeit immer wieder beim Klauen erwischt: Peta tötet Tiere, Greenpeace spekuliert mit Spendengeldern und irgendwer hat Primark böse Etiketten in die Kleidung genäht. Andere leben gut vom Geschäft mit dem Hunger in der Welt.

Es wird Zeit die NGOs näher zu betrachten. Es muss mal wieder ein Tabu gebrochen werden. Das Tabu der von Natur aus guten NGO. Ja, die NGOs sind wichtig, sie haben rücksichtslose Egoisten gestellt und viele Regelverletzungen aufgedeckt. Aber sie beginnen ihren Gegnern immer ähnlicher zu werden. Ich werde dies in den nächsten Monaten öfter in meinem Blog beleuchten.

So ging Ende Juni durch alle Medien „Arbeiter nähen Hilferufe in Kleidung ein“. Es wurden in, bei Primark, gekaufter Kleidung eingenähte Zettel gefunden, in denen sich angebliche Arbeiter über die Arbeitsbedingungen beschwerten.

Verwirrend ist dabei, dass es sich einmal um eine Hose handelte, die angeblich 2011 erworben wurde, aber nur bis Oktober 2009 im Angebot war. Aber selbst wenn man einen Ladenhüter erst im Jahre 2011 erworben haben sollte, weshalb hat man das Etikett erst in 2014 entdeckt? In einem anderen Fall wurden die Kleidungsstücke auch bereits im Jahre 2013 erworben und die Etiketten erst in 2014 entdeckt.

Interessant auch, dass es in 2013 in Swansea, wo die Kleidung gekauft wurde, eine Kunstaktion gab. In dieser wurden just Etiketten der gleichen Art in Kleidungsstücke genäht. Und eine Kunststudentin hatte ähnliche Zettel für ein Austauschprojekt mit einer chinesischen Universität hergestellt.

Ein bisschen viele Zufälle. Man kann hier nur zu dem Schluss kommen, dass jemand um der guten Sache willen etwas nachgeholfen hat.

Damit stellt man sich aber auf eine Stufe mit denjenigen, die man anprangern will. Nicht nur ist der guten Sache damit nicht geholfen. Im Gegenteil, wieso soll man noch etwas glauben, wenn so offensichtlich getäuscht wird? Gerade die Kunden von Primark wird man damit nicht erreichen. Die tragen weiterhin ihre schweren Tüten durch die Stadt. Die Aktion ist mithin auch noch kontraproduktiv.

Dies gilt insbesondere für Menschen, die Handelsketten wie Primark kritisch gegenüberstehen. Diese werden durch derartige Aktionen verunsichert und lassen den Dingen nun eher ihren Lauf als sich einzumischen. Der guten Sache wurde mithin ein Bärendienst erwiesen.

Stichwort Transparenz und Greenpeace. Bei Termingeschäften mit Währungen mit Spendengeldern wurde ein Verlust von 3,8 Mio. EURO eingefahren. Einem Mitarbeiter sei eine „ernsthafte Fehleinschätzung“ unterlaufen.

Entgegen früherer Praxis habe man sich gegen Wechselkursschwankungen abgesichert, in dem man Währungen zu festen Kursen gekauft habe. Dabei hätten die internen Kontrollen versagt, die Finanzabteilung habe dies ohne Rücksprache und Genehmigung der entsprechenden Gremien und der Geschäftsführung vorgenommen. Solche Fehler dürften zukünftig nicht mehr vorkommen. Der Vorstand von Greenpeace International habe eine unabhängige Prüfung eingeleitet, um entsprechende Maßnahmen zu erarbeiten.

Habe ich diese Argumentation nicht schon mal bei diversen internationalen Banken in den letzten Jahren vielfach gehört?

Oder Haiti, die meisten werden sich noch an das Erdbeben im Jahre 2010 mit über 300.000 Toten (die Zahlen sind sehr unterschiedlich) erinnern.

Vier Jahre und Milliarden Hilfsgelder später haben sich die NGOs gut eingerichtet. Natürlich wurde manchem Haitianer das Leben gerettet, aber sein Leben nicht wirklich verbessert. Es wurde kaum gebaut, es gibt noch immer die Zeltstädte, ohne dass ein Ende absehbar wäre. Daneben gibt es bewachte Wohnkomplexe, Chauffeure, Personal und teure Supermärkte für die Mitarbeiter der NGOs. Deren Welt hat die Lebenshaltungskosten fast auf das Niveau von Florida gehoben, die Masse der Menschen wird immer ärmer.

Dass die kostenlose Verteilung von Lebensmitteln z.B. in Afrika die Bauern fast mehr in den Ruin treibt als das Wirken internationaler Lebensmittelkonzerne, dazu, wie auch zu Peta, demnächst mehr.

Fazit

Die NGOs sind wichtig, wie es die Gewerkschaften auf dem Arbeitsmarkt sind. Aber auch ihr Handeln ist von Eigeninteresse geleitet, so dass sie ebenfalls kritisch zu betrachten und keinesfalls sakrosant sind. Was dieses Eigeninteresse ist, auch dazu mehr in einem späteren Beitrag.