Freiheit adé, Moralkeule und Verbote (02.03.2014)

In den letzten Monaten beschleicht mich zunehmend das Gefühl, dass mittels Verboten die Menschen in diesem Land zu besseren Menschen erzogen werden sollen. Ich habe bereits am 24.11.2013 zu dem Thema „Deutschland, die Angst vor der Freiheit und die negative Rolle der Medien“ geschrieben. Es ging damals um eine Studie, die belegte, dass die Deutschen die Sicherheit, die Gleichheit und die Gerechtigkeit der Freiheit vorziehen. Die Lust der Deutschen Verbote zu befolgen war danach auch Thema in diversen Medien.

Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass interessierte politische und gesellschaftliche Kreise diese Lust der Deutschen auszunutzen versuchen, um ihre persönliche Agenda der Bevormundung mittels moralisch durchtränkter Begründungen durchzusetzen.

So hat das Bezirksparlament von Friedrichshain-Kreuzberg in den letzten Tagen beschlossen, dass „die Präsentation von diskriminierender, frauenfeindlicher und sexistischer Außenwerbung auf bezirkseigenen Flächen nicht mehr zulässig ist“.

Sexistische Werbung liegt vor, wenn „die Gleichwertigkeit der Geschlechter in Frage gestellt wird“ oder wenn „die Person in rein sexualisierter Funktion als Blickfang dargestellt wird, insbesondere dürfen keine bildlichen Darstellungen von nackten weiblichen oder männlichen Körpern ohne direkten inhaltlichen Zusammenhang zum beworbenen Produkt verwendet werden“. Nicht mehr erlaubt ist Werbung auch, wenn „eine entwürdigende Darstellung von Sexualität vorliegt oder die Person auf ihre Sexualität reduziert wird“.

Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg wird ein Beschwerdeverfahren einrichten, das Bürger nutzen können, um Verstöße zu melden. Der Denunziation wird Tür und Tor geöffnet.

Und der geistige Hintergrund wird aus der Begründung deutlich: Danach darf Werbung nur noch legal sein, wenn sie den politischen „Idealen eines emanzipierten, bewussten und nachhaltigen Lebens“ entspricht. Es sollen auf den Kreuzberger Plakatwänden keine Bilder von heterosexuellen (!) Hausfrauen mehr erlaubt sein, denn dies konfrontiere die Menschen mit Rollenklischees. Wenn Mädchen und Frauen Bilder von heterosexuellen Hausfrauen sehen, dann habe dies zur Folge, dass sie „sich selbst nicht außerhalb dieses Rahmens vorstellen können“.

Mit Verlaub, hier werden Mädchen und Frauen diskriminiert, weil man Ihnen unterstellt, sie seien so blöd, dass sie kritiklos diese Bilder für ihr eigenes Leben übernehmen. Aber dies ist ja genau dass, was die Initiatoren von den Menschen erwarten, dass diese nicht denken, sondern kritiklos vorgegebenen Mustern folgen.

Und die Verteidiger dieser Verbote entlarven sich durch ihre eigene Argumentation:

„Sexistisch ist Werbung erst dann, wenn „weibliche oder männliche (!) Körper ohne direkten inhaltlichen Zusammenhang zum beworbenen Produkt“ dargestellt werden. Denn hier werden Menschen zu Deko und damit reduziert. Sexistisch sind Bilder, die Menschen abwerten. Also: Bikini-Werbung = voll ok. Aber mal Hand aufs Herz: Brauchen Sie bei der Entscheidung, welche Autoreifen es sein sollen, eine halbnackte Frau, die sich darauf räkelt?“

Was ein direkter inhaltlicher Zusammenhang ist bestimmt dann eine Art Politbüro aus grünen und linken Menschen. Denn wer mit Werbung selbst zu tun hat, ist ja Partei und darf nicht mitreden. Und aus dem Zitat wird auch klar, dass Bilder aus dem Pirellikalender nicht plakatiert werden dürften. Dies ist wohl marxistische Dialektik, Bikini-Werbung ist okay, aber nicht mit Autoreifen. Und auch ansonsten im Endeffekt nicht, denn Menschen sind bei Werbung für Waren immer nur Deko.

Dass man hier eine Assoziation an die Taliban hat, kann ich nachvollziehen.

Man könnte nun sagen, sollen die in Kreuzberg doch machen was sie wollen, wen interessiert das.

Es endet damit aber nicht. Die Fraktion der Grünen im Landesparlament von Berlin fordert die Gründung einer Werbewatchgroup. Sie soll auf Beschwerden von Bürgern reagieren und Unternehmen beraten, ob ihre Werbung als diskriminierend empfunden werde könnte.

In dieses Gremium sollen Experten berufen werden, die sich mit dem Thema sexistische Diskriminierung auskennen fordern die Grünen. Finanziert werden soll dies natürlich aus Steuern der Bürger.

Eine richtige Räterepublik würde dies, von demokratisch nicht legitimierten Gremien. Dies ist ja ohnehin so ein Trend in der Politik, immer noch ein Beratungsgremium gründen, dass im Endeffekt jede Verantwortung für jegliches Handeln verwischt wird.

Und was hatten wir noch in den letzten Wochen:

Böllern und Feuerwerk sollte wenigstens in allen Nebenstraßen verboten werden, fordert die Grünen-Abgeordnete Silke Gebel in Berlin. Ich habe noch nie geböllert, aber dies anderen Leuten zu verbieten, auf die Idee muss man erst mal kommen.

Die Volkshochschule Marzahn-Hellersdorf in Berlin hat die Ausstellung von weiblichen Aktbildern untersagt, weil sich Islamgläubige evtl. unangenehm berührt fühlen könnten.

Nach den Vorstellungen der Grünen soll die EU eine Task-Force einrichten, die den Rechtsrahmen für 3D-Druck überprüft. Ja genau, jede technologische Entwicklung ist erst mal Teufelszeug.

Und was lese ich heute in meiner regionalen Sonntagszeitung: Die deutschen Jugendherbergen wollen einen Veggietag ohne alternatives Fleischgericht einführen. Begründet wird dies natürlich mit dem Klimaschutz. Ich empfehle alle Jugendherbergen zu schließen. Dann erzeugen die überhaupt kein CO² mehr. Ich habe nichts gegen Gemüsegerichte (von meinen Gemüsegerichten könnte sich wahrscheinlich manche Kantine etwas abschauen), aber ich habe etwas dagegen, dass dies moralisch überhöht den Menschen aufgezwungen wird.

In Baden-Württemberg soll der Biologieunterricht abgeschafft werden und in einem Mischlingsfach „Naturphänome und Technik“ aufgehen. Hintergrund ist, dass bestimmte Themen, wie das Klonen, im Unterricht gar nicht mehr behandelt werden sollen. So wie in den USA bestimmte Kreise die Evolutionslehre aus dem Unterricht verbannen wollen, will dies grün/rot z.B. bei der Gentechnik. Wer als Schüler nichts gelernt hat, akzeptiert später, ohne zu murren, alle Forschungs- und Anwendungsverbote grüner und roter Minister.

Was rauskommt, wenn man keine Ahnung, aber eine feste Überzeugung hat zeigte sich vor Jahren auf einer Anti-Gentechnik-Kundgebung in München. Demonstranten hielten dort ein Transparent hoch, auf dem stand: „Für das Leben! Gegen Gene!“.

Ich könnte noch zahlreiche Beispiel aufführen, mit denen den Menschen vorgeschrieben werden soll, wie sie gefälligst ihr Leben zu führen haben, sei es die Vorgaben an Hauseigentümer im Rahmen eines angeblichen Milieuschutzes (da gelten teilweise Doppelwaschbecken als Luxussanierung und werden deshalb untersagt) oder in der zurückliegenden Weihnachtszeit die Versuche christliche Symbole zu verbannen, weil irgendjemand daran Anstoß nehmen könnte.

Dass der Fraktionschef der CDU im Landtag von Baden-Württemberg von „Gesinnungsterrorismus“ spricht kann ich verstehen.

Ja, es gibt gegenwärtig nahezu täglich Versuche die persönliche Freiheit der Menschen wegen eines besseren großen Ganzen einzuschränken und allzu oft finden diese dies auch noch gut. Gute Gründe sind der Klimaschutz, Verhinderung von Sexismus und Diskriminierung von Minderheiten sowie möglichst die Herstellung von Gleichheit unter den Menschen.

Wie könnte man gegen solche Moralkeulen etwas vorbringen.

Vielleicht, dass die größten Gleichheitsexperimente der Menschheitsgeschichte in Strömen von Blut endeten, seien es die Jakobiner in Frankreich gewesen oder die Kulturrevolution in China?

Vielleicht, dass alle die guten Gründe nichts taugen, wenn die Menschen nicht in Freiheit leben können? Weil die Freiheit das wichtigste Gut ist? Weil eine Vollkaksowelt stinklangweilig ist?

Aber natürlich muss man den Menschen reinen Wein einschenken: Freiheit ist anstrengend, Verantwortung für sich selbst und andere zu übernehmen ist schwierig. Es mag einfacher sein im goldenen Käfig zu leben. Erstrebenswert ist dies jedoch nicht, es sei denn man gehört zu denen in den neuen Räten, die den Schlüssel zum Käfig verwalten.