Klimawandel wird weniger dramatisch (06.04.2014)

Letzten Montag wurde der zweite Teil des neuen Klimaberichts des Weltklimarates (IPCC) bei den UN über mögliche Auswirkungen des Klimawandels vorgestellt.

Der IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change, zu deutsch: Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen) wurde 1988 vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) sowie der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) gegründet. Er hat seinen Sitz in Genf und die Aufgabe Risiken der Klimaveränderungen zu begutachten sowie Vermeidungsstrategien und Handlungsoptionen vorzuschlagen. Der IPCC führt selbst keine wissenschaftlichen Untersuchungen durch, sondern sammelt Forschungsergebnisse. Dieses Material stellt er in seinen Berichten zusammen. 2007 erhielt der IPCC zusammen mit Herrn Al Gore den Friedensnobelpreis.

Der jetzige Sachstandsbericht umfasst vier Teile. Der erste über die zukünftige Entwicklung des Klimawandels ist im September 2013 erschienen. Der jetzt veröffentlichte zweite Teil beschäftigt sich mit den Auswirkungen. Am 13.04.2014 soll der dritte Teil erscheinen, der sich mit der Frage wie der Klimawandel begrenzt werden kann befasst. Im Oktober 2014 schließlich soll der letzte Teil veröffentlicht werden, der die Ergebnisse zusammenfassen soll.

Auch wenn interessierte Kreise noch immer Horrorszenarien malen, so klingt der jetzige Bericht über die Auswirkungen des Klimawandels weit weniger dramatisch als frühere Berichte. Schon im September 2013 wurde eingeräumt, dass es große Verständnislücken gibt. Und ähnlich ist es jetzt, , der IPCC hat erstmals seine bisherigen Vorhersagen eingeschränkt und benennt mehr als bisher die Unsicherheiten seiner Aussagen:

Kaum Hinweise auf Klimaflüchtlinge. In früheren Prognosen war z.B. die Rede von 50 Millionen Umweltflüchtlingen bis zum Jahre 2010.

Ernteeinbußen seien wahrscheinlicher als Zuwächse. Mittels landwirtschaftlicher Maßnahmen könnte dies jedoch großteils ausgeglichen werden. Die Zunahme von Dürren in Nordafrika ist weniger sicher als bisher.

Aus Satellitenmessungen hat sich ergeben, dass sich seit 1983 die Vegetation in wärmeren Breiten ausgedehnt hat.

Die Folgen von Hurrikans im Nordatlantik werden geringer eingeschätzt als bisher.

Auf die Gesundheit hätten andere Faktoren größeren Einfluss.

Die wirtschaftliche Entwicklung werde weit weniger tangiert als in früheren Berichten ausgesagt. Ohnehin hätten soziale und technologische Faktoren mehr Einfluss.

Nachdem der IPCC noch in 2007 für 20 bis 30 Prozent der Tier- und Pflanzenartn ein hohes Aussterberisiko prophezeit hatte, betont er nun die wissenschaftlichen Unsicherheiten solcher Prognosen. Es gebe keine Belege dafür, dass der Klimawandel Arten habe aussterben lassen.

Gletscher und das Eis der Arktis sollen schmelzen. Andererseits wird auf Satellitenmessungen verwiesen, dass sich seit 1983 die Vegetation in wärmeren Breiten ausgedehnt hat.

Auch wird betont, dass sich in der Geschichte die Menschen immer wieder an Klimaänderungen anpassen mussten, wenn auch mit unterschiedlichen Erfolgen.

Es werden für einzelne Regionen Prognosen für die Zukunft abgegeben und Veränderungen benannt, die denen Klimawandel mit großer Wahrscheinlichkeit zugrunde liegt. Für die Prognosen wird unterschieden zwischen wahrscheinlich und möglich.

So sollen in Europa mehr Flusshochwasser und Extremregen wahrscheinlich sein und mehr Hitzewellen möglich.

In Afrika sei wahrscheinlich ein verschärfter Wassermangel und Ernteinbußen, ebenso Extremregen nd Extremhitze.

In Nordamerika seien mehr Buschfeur und mehr Hitzetote wahrscheinlich.

Für Mittel- und Südamerika wird Wasserknappheit wegen schwindender Gletscher für wahrscheinlich erachtet.

In Asien seien wahrscheinlich mehr hitzebedingte Todesfälle und Unterernährung durch Wassermangel und Nahrungsknappheit zu erwarten.

Dann benennt der IPCC Veränderungen, die mit großer Sicherheit zumindest teilweise auf den Klimawandel zurückgeführt werden können:

In Europa der Rückgang der Gletscher, eine längere Vegetationsperiode und nordwärts ziehende Fische.

In Afrika der Rückgang der Gletscher und eine Erwärmung der Seen.

In Asien eine Verkleinerung der Permafrostgebiete, mehr Büsche in der Tundra und ein Rückgang der Korallenriffe.

In Nordamerika die Verkleinerung der Gletscher, weniger Schmelzwasserflüsse und nordwärts wandernde Fische.

In Mittel- und Südamerika Verkleinerung der Andengletscher und die Korallenbleiche in der Karibik.

Und endlich bezieht der IPCC weitere Faktoren in seine Prognosen mit ein. So wird konstatiert, dass die Küsten von Bangladesch zunehmend im Meer versinken. Dies habe allerdings nicht nur mit dem steigenden Meeresspiegel zu tun, sondern auch damit, dass Staudämme den Sand zurückhalten, den die Flüsse früher ins Meer spülten. Somit fehlt ein natürlicher Küstenschutz.

Die prognostizierten Ernteausfälle beruhen auf sehr einfachen Modellen. Auch ist nicht klar wie sich dies dazu verhält, dass laut Satellitenmessungen in wärmeren Breiten sich die Vegetation ausdehnt.

Auch wird betont, dass sich in der Geschichte die Menschen immer wieder an Klimaänderungen anpassen mussten, wenn auch mit unterschiedlichen Erfolgen.

Keines der Modelle hat vorhergesagt, dass nun seit bald 16 Jahren ein Stillstand bei der Temperaturerhöhung eingetreten ist. Dafür hatten einige prophezeit, dass die Arktis in 2013 eisfrei sein werde. Dies ist bekanntlich nicht der Fall.

Es ist wie immer bei hochkomplexen Modellen. Diese sind so gut oder schlecht wie die Software, die den Berechnungen zugrunde liegt. Und hier gibt es nun mal viele Unsicherheiten, was das tatsächliche Geschehen in der Atmosphäre betrifft. So sind manche Annahmen umstritten und je nachdem bekommt man verschiedene Ergebnisse. Vieles ist schlicht eine Glaubensfrage.

Interessanterweise konnte man im Bericht des IPCC von 2001 auf Seite 774 lesen: „Klimamodelle arbeiten mit gekoppelten nichtlinearen chaotischen Systemen, dadurch ist eine langfristige Voraussage des Systems Klima nicht möglich.“

Ich fürchte hieran hat sich wenig geändert.